Erfolgreich Scheitern

10. Juni 2016

Tag 3 – Von der Daurhütte im Eiltempo nach Lausanne

Oh je, allein schon die Überschrift macht deutlich, wie ich mich irgendwann an diesem Tag gefühlt haben mag. Doch zurück zum Anfang.

Der Hüttenbetrieb war zwar des nächtens auf weniges herunterzubrechen. Allemal auf mich, der zu später Stunde noch seinen neuen Kocher einweihte und ohne großes Traraa sich als Beilage zum Reis noch eine frisch gebruzelte Schweinshaxe servierte. Am nächsten Morgen gesellten sich jedoch einige frühsportliche Walker sowie ein kleiner Junge dazu, der seinen freien Morgen damit verbrachte, für die Schulklasse seiner Mutter ein Grillfeuer anzurichten. Spätestens als die Schulgruppe die Hütte erreichte, war für mich folglich klar, mich so langsam vom Acker zu machen.

Daurhütte, Westweg
Wie das so ist mit einem Berg, fährt man ihm erst mal den Buckel runter, vollführt die morgentliche Toilette stilgerecht am Hornbrunnen oder derlei und trudelt kurz später unverhoffter Weise, knapp hinter der offiziellen Grenze, in die Schweiz ein. Passt. So erspart man sich wenigstens den lästigen Grenzverkehr.

Hornbrunnen

Grenze, Schweiz
Meine Beine wollten an diesem Tag partout nicht so, wie ich es eigentlich vorgesehen hatte, so war ich über die gemütliche Talfahrt bis nach Basel mehr als dankbar. Irgendwie kam ich dann doch wieder in etwa an der Stelle heraus, wo ich mich schon vor knapp 3 Jahren des weilen mal am Rhein auf ein 6 Fränkli Bier niedergelassen hatte, nur vermisste ich ob des Hochwasser die vielen Schwimmblasen, mit denen sich die Basler sonst doch so gerne den Rhein runtertreiben lassen. (…Anmerkung am Rande: Ist es denn zu glauben? Wir haben Juni und hinter mir trällert so jemand auf dem Campingplatz gerade „Stille Nacht“? – Ich mach besser mal die Mucke an.)

Basel
Basel, Universität
Der Weg aus Basel heraus führte mich interessanterweise an so genannten baseler Fahrradtunneln vorbei. Wie sich kurz später herausstellte fester Bestandteil der baseler Universität für Jura und so. Praktisch, das muss man schon sagen. Jedoch blieb mir ein kurzer misstrauischer Blick in die Zukunft unserer Großstädte nicht erspart. (…Hörts ihr jetzt da hinten vielleicht mal auf mit den Weihnachtsliedern!!)

Zugfahrt
Ich wollte zu jener Zeit ja wirklich noch guten Herzens daran glauben. (…hat jetzt nichts mit den Weighnachtsliedsängern zu tun. Die krieg ich auch so noch zum Schweigen.) Nein, ich wollte wirklich dran glauben, dass ich es ob meiner schmerzenden Beine (was ich wohl den 2 Gewaltetappen der ersten Tage verdankte) über den „Hügel“ des oberen Hauensteins (mit knapp 800 m ein Klacks) noch bis nach Solothurn schaffen würde. … Irgendwie fragte mich dann unterwegs dorthin noch ein großkotziger Fahrradfahrer nach dem Weg zum Bodensee und wollte während dieser kurzen Unterredung eigentlich nur mit seiner bisherigen Kilometerleistung angeben. – Als ich dann am übernächsten mittelprächtigen Hügel, gedankt durch die Schmerzen, schon wieder vom Fahrrad steigen musste und ich schlicht neben mir einen Bahnhof erblickte, machte es in mir „Klick“. Fuck auf Kilometerleistung und Schummeln! Ich hab noch einen dermaßen weiten Weg vor mir (von dem der Typ im Übrigen nicht den Hauch einer Ahnung hatte) und schrotte mir sicherlich nicht meine Beine nach dem 2. Tag und dazu noch in der Schweiz. (Wobei…? Dann hätte sich immerhin die Auslandskrankenversicherung gelohnt.) Ich nehm jetzt einen völlig überteuerten Zug nach Lausanne, mach Max eine Freude, indem ich doch einen Tag früher ankomme und konzentriere mich für die nächsten 2 Stunden hauptsächlich darauf, wie ich mein Fahrrad in den Zug rein und wieder raus bekomme. Das muss für diesen Tag reichen.

Lausanne, Ouchy
Als ich gegen 5 Uhr in Lausanne ankam, war von Max leider weit und breit keine Spur. Die etlichen Versuche, ihn während der Zugfahrt anzurufen, scheiterten entweder an Tunneln oder der Unfähigkeit meines Handys mit schweizer Nummern umzugehen. So nahm ich in Lausanne erst mal mit dem Skater-Pier in Ouchy vorlieb, gönnte mir ein portugiesisches (?) Bier und freundete mich zwangsläufig mit eine paar hoffnungslosen Alkoholikern oder Schlimmerem an, ehe Max unverhoffter Weise doch auf einmal anrief.

Der Abend nahm seinen weiteren Lauf – zunächst einmal mit einer warmen Dusche bei Max – und des späteren mit einem gemütlichen Wohnzimmer. Eine der beiden Freundinnen, die Max zu sich einlud, fragte mich, als sie mein Klagen über meine Beine bemerkte, ohne große Umschweife nach Voltaren oder irgendetwas anderem zum einreiben. Da ich die Voltaren schon in den Händen hielt, musste diese herhalten. Ich genoss folgedem eine mehr als großzügige Massage meiner Knie und Waden. Als sich die Voltaren dann irgendwann noch über meine Zehen verteilte, fragte ich mich, ob dies denn nun wirklich das Mittel der Wahl war. Ich wollte aber auch nicht intervenieren, war des späteren jedoch sichtlich erleichtert, dass ich meine Beine überhaupt noch spürte. Aber immerhin: Am nächsten Tag waren die Schmerzen wie vom Winde verweht.

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