10 Bier sind auch ein Schnitzel

30. September 2016

Vom Cabo de Gata nach Almócita

Der Abschied vom Kap, von Josie und ihren drolligen Hunden fiel mir nicht ganz so leicht, aber mich juckte es dann doch schon wieder ganz ordentlich in den Zehen (was sicherlich nichts mit dem zu tun hatte, den ich mir kurz zuvor gebrochen hatte). Ich blieb also noch auf ein kurzes Sojafrühstück und verabschiedete mich alsbald gen Norden, entlang des Küstenstreifens.

90 Mile Beach
90 Mile Beach
Mein Navi hatte abermals abenteuerliche Vorstellungen darüber, wie ich mit einem 50 Kilo schweren Fahrrad nicht zu verachtende Sandpassagen durchqueren solle. Aber nachdem man sich auf den staubigen Wegen bereits kilometerweit vorgearbeitet hat, schreckt einen auch die eine oder andere Sandbank nicht mehr ab. Immerhin gab es ein paar Flamingos zu bewundern. In absolut grünem Wasser. Und nur um das hier nochmal zu betonen: Es war wirklich grün. – Hat wohl was mit Komplementärfarben zu tun. Sprich, fressen die Flamingos den ganzen roten Kram heraus, bleibt nur noch grün übrig. (Okay, hier ist nicht wirklich Platz für derlei Pseudowissenschaften. Ich weiß.)

Gewächshäuser bei Almeria
Voller Erwartung fuhr ich nun gen Almeria, bzw. nördlich daran vorbei. Soll sich hier doch der Großteil des Gewächshaus-Wahnsinns breitmachen, dem wir im Winter unsere Tomaten verdanken. Ich hoffte auf ein paar hübsche Fotos, denen es an der nötigen Landwirtschafts-Romantik nicht fehlen würde. Aber um ganz ehrlich zu sein: Ich hatte mir mehr erwartet.

Einen weiteren netten Kontrastpunkt boten ebenfalls die verlassenen Touristenhochburgen, die Geisterstadt-ähnlich die Küste vor Almeria säumten. Lediglich ein einsamer Motorradfahrer hatte sich an die Küste verirrt, ansonsten waren die Städte wie leergefegt. Clint Eastwood wäre begeistert gewesen.

Es ist eine etwas seltsame Wirklichkeit, in die man da hineinfährt, zwischen den ganzen Planen-überspannten Tomatenplantagen und eben dem, was hier sonst noch so angebaut wird.

Ansonsten folgt alles seinem täglichen Lauf. Ein paar rudimentär ausgestattete Shops hatten auch während der Mittagszeit geöffnet, um die Plantagenarbeiter während ihrer Siesta mit dem nötigen Krimskrams zu versorgen. Hier und da eine kleine, zu den Plantagen gehörende Ansiedlung. Und überall kleine Botschaften, bestehend aus einer Telefonnummer und einer kleinen Notiz, dass man hier entweder günstig (und vor allem legal) Plastikplanen erwerben könne oder eben seine gebrauchten Plastikplanen bei Bedarf reinigen lassen könne. Da diesen Service nun wirklich jeder Plantagenbesitzer anbietet, bleibt es sehr fraglich was das im Ganzen für einen Sinn macht? Vielleicht hab ich aber auch einfach irgendwas nicht richtig verstanden.

Werbung für Tomaten
Entzückt begegnete ich auch einigen Werbebannern, die in riesenhaftem Stil für die verschiedensten Tomatensorten warben. Diese können einem in dieser Größenordnung wohl wirklich nur hier über den Weg laufen. Wie schon gesagt, eine kleine Welt für sich ist das hier.

Gewächshaus in den Alpujarras
Nun standen mir die Alpujarras bevor, eine Bergregion zu der auch die Sierra Nevada zählt. Es ging also, wie könnte man es anders vermuten, für den restlichen Tag bergauf. Als hätte mich der Sandstrand zu beginn nicht schon genug Kraft gekostet…

Ich habe inzwischen wirklich eine kleine Leidenschaft für Etappen entwickelt, welche am Ende des Tages der Meinung sind, sie müssten noch auf etwa 800 Höhenmeter ansteigen, bevor das Ziel so langsam in Sichtweite gerät. Und all das, nachdem sie so fröhlich bei etwa null Metern begonnen hatten. (Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass es sich dabei wirklich nur um eine sehr sehr kleine Leidenschaft handelt.) In meinen Augen startet die perfekte Etappe bei etwa 800 Metern und endet bei 0 Metern am Strand. Aber das ist meist eine Utopie. Oder, wie wir noch sehen werden, allenfalls der fehlenden Vorarbeit geschuldet.

Alpujarras
Als ich den Campingplatz bei Almócita endlich erreicht hatte, war es natürlich entsprechend meines Erwartens schon fast wieder stockfinster. Ich muss mich langsam wohl wirklich mal dran gewöhnen, dass es Winter wird. Auch wenn die Temperaturen bisher eine andere Sprache sprechen.

Wie es schien, war ich der einzige Gast auf dem Campingplatz. Er befindet sich, nun ja, sagen wir mal, wirklich etwas abgelegen in den Bergen. Zudem hatte er erst vor einem Jahr eröffnet und gilt daher bisher als Geheimtipp. Aber mal ganz ehrlich: Was will man mehr?

Das Personal war extrem entgegenkommend und als ich mir mein Landebier bestellte, wurde sogleich gefragt, was ich denn gerne zum Essen hätte. …? Ich lehnte erst freundlich ab und meinte „Zu Essen hätte ich sicherlich gerne etwas, aber ich würde es vorziehen, erst mein Zelt aufzubauen und eine Dusche zu nehmen.“ – Da fiel es mir ganz plötzlich wie Schuppen von den Haaren: Ich bin ja in Andalusien! (Gut, da bin ich nun schon eine ganze Weile und auch nicht zum ersten Mal. Aber zum Bier gibt es in Cádiz allemal ein paar Oliven). Hier erhält der Spruch „Zehn Bier sind auch ein Schnitzel“ eine ganz neue Bedeutung, denn zu jedem Bier gab es in der Campingplatz-Bar eine Tapita umsonst dazu. Bei einem Preis von 2 Euro für den 0,33 Schoppen, lässt es sich da nur schlecht meckern. Zudem konnte man sich die Tapas frei aussuchen, was nun wirklich eine kleine Rarität ist. Normalerweise bekommt man das auf den Tisch, nach was es dem Kellner gerade ist.

Als wäre dem nicht genug, gab es außer der üblichen spanischen Bierplörre (entschuldigt meine Ausdrucksweise) ein ganzes, kleines Sammelsurium an Craft-Bieren aus dem Nachbarort. Diese kosteten zwar unwesentlich mehr, das waren sie allerdings auch wert. Entzückt war ich vor allem über die englische Übersetzung auf dem Etikett des „La Cala – Blonde“. Dort stand nämlich geschrieben, dass man jenes auch gerne alleine trinken könne, einfach nur, um davon betrunken zu werden. – Natürlich war das ein Fehler in der Übersetzung. Jedoch ein ausgesprochen amüsanter.

Tomatenbier
Und so kam es, dass ich mir neben einem Triple-Malt auch noch ein Tomaten-Bier gönnte, was man nun wirklich mal probiert haben muss. Vor allem hier, in der Tomaten-Region. Es lohnt sich allerdings nicht darüber nur die Ansätze von Worten zu verlieren. Man muss es probiert haben. Schlecht schmeckt es nicht. Nach Tomate halt.

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