Biene im Auge?

15. Juli 2016

Tag 21 – Von Saint Germé nach Saubrigues

Leicht verspätet machte ich mich heute an die längste der 5 Etappen bis an den Atlantik. Den ersten Stopp legte ich in Aire sur l’Adour ein, wo ich mir im „Maison du pellerin“ meinen lang ersehnten Pilgerausweis zulegte und zugleich mit einem zweiten Stempel versah. Der erste an meinem Handgelenk war inzwischen schon leicht verblichen und erinnerte allemal noch an einen Eintrittsnachweis in die Disko vom Vorabend.

Dank des gestrigen Trainings und eines einigermaßen ausgeglichenen Höhenprofils machte ich die Verspätung vom Morgen dank einem Tagesschnitt von 23 km/h schnell wieder wett.

Nachtkerze
Wegzehrung gabs unterwegs am Wegesrand in Form von Nachtkerzenblüten (die einem nachts besonders hübsche Träume bescheren) und später in Form eines Intermarchés.

Am Vortag hatte ich meine Sonnenbrille nach einer kurzen Pause auf dem Äquivalent eines Autodachs, sprich der Gitarre vergessen, was mir leider erst einige Kilometer und Abfahrten später auffiel. Ich wollte nicht wirklich noch einen Extra-Berg einlegen, so entschied ich mich, sie einem glücklichen Finder zu überlassen. Gestern wusste ich noch nicht, dass ich dies heute mehr als bereuen würde und zwar genau dann, als mir in voller Fahrt eine Biene (?) ins linke Auge flog und kleben blieb. Autsch! Vielleicht war es auch eine Hummel (mit dieser Gattung schloss ich bereits am Vortag Bekanntschaft) oder ein anderes kleines, stechendes Insekt. Auf jeden Fall fühlte sich der Schmerz in meinem Auge in etwa so wie der gestrige neben meinem Bauchnabel an. Und das war definitiv ne Hummel. Ich erinnerte mich an die Zwiebel, mit der ich den Hummelstich erfolgreich behandelt hatte, hielt mit zusammengekniffenen Augen am Straßenrand der schwer befahrenen Strecke an, kramte die Zwiebel heraus, drückte mir eine Hälfte davon ins linke Auge und kam mir vor wie der letzte Idiot auf dem Weg nach Compostella. Aber das war mir alles tausendmal lieber als ein zugeschwollenes Auge. Und siehe da, nach kurzer Zeit war der Schmerz verschwunden und die Schwellung lies Gott sei Dank ebenfalls auf sich warten.

Wald
Endlich veränderte sich nun die Landschaft – von dem bergigen Hügelland, mit seinen weiten landwirtschaftlichen Feldern (das man in dieser Form rein theoretisch auch in Baden-Württemberg vorfindet) hin zu sich in die Weite streckenden Pinienwäldern.

Straße
Ob der elendslangen und geraden Straßen kam ich mir abermals ein bisschen vor, wie in Australien seiner Zeit 2007. Auch der Geruch kam in etwa hin. Wie ich schnell merkte, lag das aber unter anderem an dem Reh, das an der Straßenseite verrottete und dem nostalgischen Moment seine ganz persönliche Duftnote aufdrückte (siehe Bild, links unten).

l'Adour
Kurz vor Saubrigues, wo ich mich gegen 8 Uhr ankündigte, legte ich noch eine kleine Pause am Flussufer ein, wo ich gedachte noch ein paar Texte zu schreiben, wusste ich doch, dass dies bei Charlotte und Elie wohl kaum möglich sein wird – zumindest nicht heute Abend. Bestimmt hatten sie schon irgendwas geplant. Und so war es dann auch. In der Nachbarstadt von Saubrigues, Saint-Vincent-de-Tyrosse, fand eine Feria, ein Straßenfest, statt und das lässt man sich sicher nicht entgehen. Auch nicht nach einem so ereignisreichen und langen Radfahrertag. Besonders dann nicht! Nun ist es Zeit für 2 Tage Pause. Das zweite Etappenziel habe ich erfolgreich erreicht! Aktueller Kilometerstand: 1656 km

2 comments

  1. Comment by Trauni

    Trauni Reply 20. Juli 2016 at 23:19

    Hallali, mir wurde gesagt: Hummeln nicht stechen, nein beißen. Die mal im Mund war, biss mir tatsächlich auch in die Lippe. Danach ausgespuckt und gut!

  2. Comment by Sylvia

    Sylvia Reply 26. Juli 2016 at 11:33

    hallo Tobi,
    habe mit Begeisterung Deine Bilder genossen und Deine Erlebnisse
    gelesen – vielleicht ist bei Jessi’s Autounfall nicht der Reifen geplatzt, sondern auch ein Stecher ins Auge geflogen !

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