So siehts aus. Das 20. Rototom, die so genannte Love-Edition, hat begonnen und wurde wie so manch anderer runder Festival Geburtstag dieses Jahr durch einiges an Regen eingeläutet. Sehr zur Freude der 240.000 Besucher geht in Spanien deshalb aber nicht gleich die Welt unter sondern man freut sich über das kühle Nass, da es 5 min später beim nächsten Sonnenstrahl eh schon längst vergessen ist.
Inzwischen schreiben wir den ersten Tag der diesjährigen Festival-Historie und meine Füße schauen schon etwas weniger aufgequollen aus – ein bisschen Farbe haben sie auch schon abbekommen.
Im Vergleich zu den letzten beiden Jahren ist mir folgendes aufgefallen: Grundsätzlich ist ein Wohnmobil eine feine Sache. Grundsätzlich fühlt man sich aber mit einem Fahrrad um einiges ungebundener und gibt einen Dreck auf irgendwelche organisatorischen Abläufe. Man lässt sich viel mehr gemütlich auf der Brücke nieder, die Festivalgelände von Campingplatz trennt und schaut allen anderen beim Gepäckschleppen zu während man in kontinuierlich kürzer werdenden Abständen die Jungs mit der Kühlbox aufsucht – eine Gelegenheit für einen Zeltplatz wird sich schon noch ergeben. Man lernt den Hamburger Neffen von Lee Scratch Perry kennen, der lieber im Schutze der Nacht über irgendwelche Zäune klettert als sich ein Festivalticket zu kaufen sowie eine gewisse Vorliebe für naive Italienerinnen pflegt. (So erweckte es zumindest den Anschein.) Man versucht nach einer guten Stunde und vielen Weitwurf-Versuchen auf die großen gelben Tonnen noch klar artikulierend mit dem Eingangspersonal des Glamping Betreibers über mögliche Zutritts-Möglichkeiten zu diskutieren während seine Kumpels der Kassiererin bereits einen Kassenfehler vorgegaukelt haben und man ohne Probleme um die inzwischen doch recht lästige Angewohnheit des Zeltaufbauens kommt. Man bricht nach ebenso langer Aufheizphase im Luxus-Camp und einem ersten Auschecken der lokalen Bierpreise heiter aus dem Himmel brausend in die Stadt auf und macht sich im Großen und Ganzen durch einen etwas schwankenden Schritt bemerkbar. Dort angekommen verfehlt man jede Party, beschwert sich im Tapas-Laden über zu heiße Patatas-Bravas und verbrennt sich dann dennoch dankbar die Gosch. André lädt inzwischen allem Anschein zum kleinen Stell dich ein auf der Fußgängerpromenade ein. … Den Rest kann man sich denken. Spaniens Getränkepreise sind verflucht gefährlich.
Am ersten Abend spielte Third World. Ein Konzert, auf das ich ungelogen schon mein halbes Leben gewartet hab. Um die Sache abzukürzen, poste ich schnell drei Bilder: eins von dem tollen Lead-Sänger (was hiermit getan ist); eins von dem tollen Djembé-Spieler; und eins von dem tollen Cellisten (!). – Und sage hiermit (ohne zu übertreiben): Third World war mit Sicherheit eines der besten (wenn nicht das beste) Reggae-Konzert des ganzen Festivals. Abwechslungsreich und kreativ – und das bereits am ersten Abend. 🙂
Was wäre ein Reggae-Festival ohne eine schöne Pull-Up-Maschine? Dieser nette Herr aus Italien hat mit Sicherheit so einige LKWs ausgeschlachtet, bevor er seine dissonanten Fanfaren durch ein ausgeklügeltes Schlauchsystem mit einer großen Pressluftflasche und einer Klaviertastatur verband, um damit kleine Spanierinnen zu erschrecken und unmissverständlich klarzustellen: Das Rototom (!) entstammt dem italienischen Erfindungsgeist!
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