Ein Hauch von Afrika

17. Oktober 2016

Von Dos Hermanas nach Jerez de la Frontera

Immer diese Verabschiedungen. – Der Preis eines jeden Reisenden, aber so langsam hab ich die Schnauze voll davon. Es wird Zeit, dass ich Cádiz erreiche. Wenigstens dort werde ich mich etwas längere Zeit aufhalten können. Wie ich jedoch bald merken werde, auch nicht für ewig. Selbst von meinem selbst gesteckten Ziel aus wird meine Reise noch ein kleines Stück weiter gehen. (Doch dazu abermals später… so zumindest der eiserne Wille.)

Die Strecke nach Jerez fuhr ich vor zwei Jahren bereits schon mal. Ich nahm stark an, dass mein Navi nur wenig Kreativität an den Tag legen würde, was mögliche Variationen angehen könnte. Musste es auch nicht, im Prinzip wollte ich ja genau diese Strecke nochmal abfahren. Soweit ich mich entsinnen konnte, fiel mir kein Grund ein, dies nicht zu tun, hatte ich sie doch recht positiv in Erinnerung.

Rauchschwaden
Etwas später fielen mir dann auf einmal wieder die vielen langwierigen Stücke entlang der endlosen Reisfelder und eines wenig ansehnlichen Flusses, des Guadalquivir, ein. Zudem herrschte nun (im Herbst) ein reger landwirtschaftlicher Betrieb. Der Reis war bereit zur Ernte und wo nicht gerade mächtige Maschinen auf den Feldern ihre Arbeit verrichteten, überholten mich schwere Traktoren mit randvoll beladenen Anhängern. Der Staub, den sie aufwirbelten, trübte die Sicht und nahm einem die Luft zum Atmen.

Rauchschwaden über dem Guadalquivir
Insgesamt lag an diesem Tag eine seltsame Stimmung in der Luft. Ein Hauch von Afrika war hier irgendwie verborgen. Und es wurde zunehmend nebliger. Rauchschwaden kreuzten meinen Weg und dann war es nicht mehr zu ignorieren. Hier roch es eindeutig nach Feuer, was auch die schlechte Sicht erklärte. Ein bisschen bedudelt kam ich mir von dem ganzen Qualm inzwischen ebenfalls vor. Hmm… Wenn mir nun ein Flächenbrand, den Weg nach Jerez abschneiden würde, was würde ich tun? …kam ich ins Grübeln. – In den Fluss hüpfen? – Ich lies es drauf ankommen.

Kurze zeit später entpuppte sich die vermeintliche Katastrophe lediglich als Maßnahme, die ganzen Pflanzenreste der abgeernteten Felder zu entsorgen. Und da so ein Reisfeld zur Hälfte aus Wasser besteht, qualmt es folglich ganz gehörig. Also Entwarnung. Ich konnte weiter fahren. Die Traktoren nervten dennoch nach wie vor.

Ich weiß schon ganz genau, warum ich es generell vorziehe im Hochsommer Fahrrad zu fahren. Von den lässigen Temperaturen und dem erfrischenden Fahrtwind mal ganz abgesehen. Es wird erst gegen 10 Uhr dunkel. Damit, dass sich nun die Nacht bereits gegen halb 8 Uhr bemerkbar machte, kam ich absolut nicht zurecht. So fuhr ich abermals in die Dunkelheit hinein.

Sonnenuntergang über dem Guadalquivir-Delta
Zwecks der üblichen Umrüstungsprozedur, die ich vor ein paar Tagen ja schon mal einstudiert hatte, legte ich einen kurzen Pit-Stop bei einer Tankstelle ein. Diese hatte ich anno 2014 schon einmal besucht, um mich bei brütender Hitze mit einem isotonischen Getränk zu erfrischen. (Nein, kein Bier.)

Zwar hatte die Wärme des Tages heute bereits deutlich nachgelassen (von Hitze konnte bei weitem keine Rede sein), dennoch wollte ich es mir aus nostalgischen Gründen nicht nehmen lassen und kaufte eine Flasche Aquarius. Der Tankwart empfing mich mit offenen Armen. „You are back!?“ verkündete er überrascht. – Nanu? Ich konnte mich zwar an die Tankstelle erinnern. Auch an das leckere, erfrischende Getränk. Aber weder an einen Tankwart noch an eine Unterhaltung, der es zu verdanken gewesen wäre, sich zwei Jahre später noch an diesen Moment zu erinnern. Einen solchen Empfang hatte ich mir allemal in der Bar „Jaula“ in Dos Hermanas vorgestellt. Und zwar vom Barpersonal, dem Bürgermeister und einer kleinen Truppe leicht bekleideter Zirkuskünstlerinnen. – Maria in allen Ehren. Sie empfing mich gebührend.

Schlussendlich entpuppte sich alles als ein Missverständnis. Der Tankwart spielte seine Willkommenshymne auf einen anderen Fahrradfahrer. Jener, der vor etwa 6 Monaten hinter der Tankstelle gecampt hatte. Aha. Als ich ihm sagte, dass ich das nicht gewesen sein könne, verschwand er schnell wieder in seiner Tankstelle. Er kam jedoch auch wieder zurück und schenkte er mir ein paar übergroße Gummibänder (für was man die auch immer in einer Tankstelle braucht…). „Hier! Zur besseren Befestigung deiner improvisierten Fahrradbeleuchtung!“, sagte er und wünschte mir noch eine gute Reise. Bis Jerez wären es noch 20 km.

Hostal Fenix
Dort kam ich zu später Stunde dann auch guter Dinge an. Folgte dem altbekannten Weg bis in die Altstadt und ins Hostal Fenix, wo man mir zwecks Fahrradunterbringung ohne zu fragen ein etwas größeres Zimmer andrehte, was sich natürlich im Preis bemerkbar machte. Egal, zwei Tage Luxus, die hatte ich mir verdient.

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