Mit der Bahn nach Barcelona

11. August 2013

„Neben der Bahn nach Barcelona“ würde es eigentlich besser treffen. Wer sich jemals die Ortschaften vor Barca angeschaut hat, weiß sicherlich wovon ich spreche.

Lloret de MarMein Weg führte mich natürlich nach Lloret de Mar, oder (wie man’s nimmt) daran vorbei. Ich hatte ja schon viel davon gehört, jedoch selten Lust verspürt, wirklich mal hin zu gehen und doch war ich gewissermaßen etwas neugierig, was einen dort wohl erwartet. Zugegeben, ich war auch noch nie auf Malle. Aber ich weiss auch nicht ob sich das vergleichen liese. Wie dem auch sei, über den Tipp, die vorige Nacht in Tossa zu verbringen, war ich jedenfalls dankbar. Die Küstenlinie verlor hier auch so langsam an ihrer Schicklichkeit und die Restaurants verwandelten sich in Dönerbuden. Die zwei Jungs, die sich gerade dann in voller Breite, mir zugewandt einölten, als ich zweifelnden Blickes von meinem Fahrrad stieg, hätten mich auch nicht weiter zum Verweilen bewegt. Es entstand vielmehr ein Moment voller peinlicher Situationskomik. Sie werden wohl die Frage, ob sie sich jetzt noch als richtige Männer fühlen dürfen, wohl eine Weile nicht mehr aus dem Kopf bekommen und sie spätestens beim nächsten Mojito ausdiskutieren.

Lloret de MarUm euch zu zeigen, dass das Meer am Horizont hier genauso flach ist, wie überall sonst auf der Welt, habe ich dieses Foto gemacht. Ihr seht also: An solchen Gerüchten ist absolut nichts dran.

Lloret de MarDas es auch anders geht, sieht man hier. Dieser fröhliche Zeitgenosse wird sich über das Sonnenöl erst dann Gedanken machen wenn es zu spät ist. Macht aber nichts. Zur Abwechslung könnte man auch (wie etwas weiter hinten im Bild) ein Buch im stehen lesen.

Lloret de MarWeg vom Strand, hinein in das Großstadtchaos, wo es – so muss man sagen – vergleichsweise beschaulich zugeht. Ist natürlich alles eine Frage der Uhrzeit. Da es aber wenig Sinn macht, Diskotheken bei Tageslicht zu fotografieren, hab ich das auch gelassen. Und so möchte ich mit diesem Bild vielmehr eine Hommage an Stephen Shore aussprechen. Und hab das hiermit auch getan.

FKK Strand
Das witzige an diesem Bild ist, das man das eigentlich lustige darauf nicht erkennt, weil ich die Kamera bewusst wo anders drauf gehalten hab. Warum? Weil es sich ganz einfach nicht schickt einen FKK-Strand zu fotografieren. Schon gar nicht, wenn direkt über ihm ein ausgeschilderter Aussichtspunkt angebracht ist. Sehr amüsant aber, um auf einer Bank eine Brotzeit einzulegen und den Leuten dabei zuzusehen, wie sie nach Aussichtsnahme peinlich berührt um sich schauen, nur um festzustellen, ob ihre Begleiter gerade auch das gleiche gesehn haben, wie sie, oder ob sie höflicherweise vielleicht irgendwo anders hinschauen. Letztendlich verließen mehr oder weniger alle mit einem leicht beschämten Grinsen auf den Backen den Ort des Geschehens, während ich auf meiner Wurst rumkaute. Alles was noch gefehlt hätte, wäre eins von diesen überdimensionierten 1Euro-Ferngläsern. – Dann hätt ich aber sicherlich mein Zelt aufgeschlagen und ein Buch drüber geschrieben.

Agave
Ich würd euch jetzt gerne was über die Lebens- und Leidensgeschichte von Agaven erzählen. Jene Kakteen aus deren mexikanischen Ablegern man Tequila macht. Jene Kakteen, die ein gefühltes halbes Jahrhundert damit verbringen möglichst eindrucksvoll und erhaben die Landschaft zu schmücken um am Ende ihres Daseins ein einziges Mal ihre Blüte zu erleben und innerhalb eines Sommers einen riesigen Blütenstand hervorbringen, der locker nochmal die doppelte Menge an Biomasse auf die Wage bringt, wie es die eigentliche Pflanze schon tut. Nur um daraufhin elendlich aber fröhlich zu verenden. Jene Kakteen, von denen ich ein Baby auf meiner Fensterbank stehen hab. Ja über all das würde ich euch gerne was erzählen, aber leider funktioniert mein Internet grad nicht und Wikipedia bleibt somit außer Reichweite.

Nachtrag: Wie ich festgestellt habe, gehören Agaven gar nicht zu der Gattung der Kakteen, sondern zu den Spargelgewächsen. Von einem Verzehr wird allerdings abgeraten.

Eisenbahnlinie vor Barcelona
Eines der wesentlichen Bestandteile meines Weges nach Barcelona war sicherlich die Eisenbahnlinie. Eine Eisenbahnstrecke die sicher viel Spaß bereitet, wenn man sie gerade mit eben dieser befährt. Bevorzugt man aber zufällig ein anderes Verkehrsmittel außer Flugzeug und Schiff, hat man das Nachsehen und obendrein auch absolut kein Verständnis für diese infrastrukturelle Schweinerei, die sich Spanien da erlaubt hat. Nehme man mal an, ich bin Strandurlauber in einer der vielen Strandorte zwischen Lloret de Mar und Barcelona. (Nun, allein schon dadurch bin ich wohl was besonderes.) Jedenfalls hab ich den Strand direkt vor meiner Haustür. So stand das ja auch im Reiseprospekt: „Traumappartement mit Blick übers Meer und Strand vor der Tür zu unschlagbarem Spottpreis!“ – Verspottet fühlt man sich vor allem dann, wenn man vor Ort bemerkt, dass man auf dem Weg zum Strand (der sich zwar vor der Haustür befindet) noch einen Umweg von etwa einem Kilometer zur nächsten Unterführung (die sich eben nicht vor der Haustür befindet) machen muss, nur um unter einer nicht erwähnenswerten Eisenbahnlinie hindurch zu kriechen, die sich eben noch ein kleines Stückchen näher vor der Haustür befindet, als dies der Strand tut.

Eisenbahnlinie vor BarcelonaFahrradfahren macht da in etwa genauso lange Spaß, wie es bei den Überland-Alternativ-Routen Frankreichs (genannt „Bis“) der Fall ist. Irgendwann kommt man dann mal auf die Idee, durch eine Unterführung durchzufahren, um auszuchecken, ob sich auf der anderen Seite nicht etwa ein Fahrradweg hinter den Gleisen verbirgt. Also in etwa ein Tag.
Am Horizont ist hier übrigens bereits Barcelona zu erkennen. Aber auch nur weil ich den Foto etwa einen Meter über meinen Kopf halte.

Abendstimmung am Strand mit Blick auf BarcelonaMan sollte sich auch nicht in den Kopf setzten, es an einem solchen Tag noch nach Barcelona zu schaffen, nur um sich 40km davor zu überlegen, vielleicht doch noch irgendwo eine Übernachtung einzulegen, um nicht etwa in der Dämmerung vor Ort ein Hostel suchen zu müssen. Die nächsten 20km fragt man sich dann, was die industriellen Vororte Barcelonas mit den ganzen schönen Campingplätzen angestellt haben, die es vorher noch so zahlreich am Wegesrand gegeben hat? – Schlussendlich landet man völlig ausgepowert auf einem kleinen Campingplatz etwa 20km vor Barca, der anders als andere Campingplätze schon mal einiges an Festivalatmosphäre hermacht. Wie man schnell feststellt befindet man sich auf einem der letzten Außenposten des Übernachtungsklientels von Barcelonas etwas jüngeren Besuchern, die genau aus zwei Gründen hier absteigen: Erstens kostet es nicht so viel wie in der Stadt. Und zweitens ist die Bahnfahrt so schön.

Ich machte mich nach meiner Ankunft jedenfalls erst mal auf Richtung Strand, also Richtung Unterführung. Kaufte mir zuvor noch ein richtig schön gekühltes Landebier im Campingplatz-Shop, wo mir die Preisinfo „Des koschtet 2 Euro Fuffzig.“ (!) heimatlich entgegen flatterte. Drehte auf halbem Weg um, weil ich meine Schuhe vergessen hatte. Drehte nochmal auf halbem Weg um, weil ich meine Gitarre vergessen hatte. Und drehte abermals auf halbem Weg um (so langsam wurde es peinlich) weil ich irgendwas anderes vergessen hatte. Ich hatte es also aus der hohlen Hand heraus geschafft, den 1km Umweg bis zur Unterführung locker zu seinem 4-fachen aufzublähen. Das Bier war nach dieser kleinen Wanderung auch nicht mehr kalt. Gekonnt! – Fällt mir dazu nur ein.

Am Strand war es unangenehm frisch. Aber am Bier konnte man sich wärmen. Ich wollte nun auch wirklich nicht noch einmal zurück um mir was wärmeres zum Anziehen zu holen. Eigentlich wollte ich ja eh gleich wieder gehn um noch was am Campingplatz zu essen… nur noch ein oder zwei Lieder auf der Gitarre… tja, und der Abend nahm seinen Lauf. Die Bar hatte natürlich längst geschlossen, als ich zum Campingplatz zurück kam, zum Essen gabs also auch nix mehr. So verbrachte ich den Abend irgendwo zwischen einer Horde Franzosen, einem Australier aus Nürtingen, einer Düsseldorferin, die nicht seine Partnerin ist und einem etwas enervierten Campingplatzwart. Die Moral von der Geschicht: Pack niemals deine Gitarre am Strand aus, bevor du nicht was anständiges gegessen hast. Tu es nicht!

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