Mit gutem Beispiel voran!

16. August 2016

Über die Unmöglichkeiten spanischer Mülltrennung während eines Festivals

Ich hatte neulich bereits über die Abartigkeiten in spanischen Supermärkten berichtet, was den sinnvollen Gebrauch von Obsttüten im Gemüseregal anbelangt (vor allem wenn diese unten wieder aufreißen und sich das ganze Gemüse fein säuberlich auf dem Boden verteilt).

In Spanien ist es nun auch soweit. Die neue, französische Revolutionsparole „On fait le tri!“ ist endlich auch hier angekommen. – Selbst auf den Festivals. Diesen obliegt es nun aber, das ganze Unterfangen mal wirklich auf Herz und Nieren zu überprüfen.
Zwar ist man im Gegensatz zu Frankreich noch weit davon entfernt, die Ergebnisse seiner unablässigen Konsumwut mit Holzwolle zu bedecken, auf was man ob des ausgeklügelten Abwassersystems des Rototoms auch gerne scheißen kann. Inzwischen hat man sich jedoch beherzt ein Pfandbechersystem zugelegt, was blöderweise die nächtlichen Street-Art Versuche mit Plastikbechern auf dem Festivalground zunichte macht. Zudem locket es noch die ersten, sich gerade selbst erfundenen Pfandsammler an, die ungeniert an den „Tagen danach“ über die Campingplatzprärie stolpern und alles, was nur annähernd nach Pfand aussieht, ohne zu fragen, in die eigene Tasche stecken. (Mir, der just in diesem Moment vor der Abreise noch all seine Habseligkeiten auf dem Boden ausgebreitet hatte, um mal wieder etwas Ordnung in das ganze Schlamassel zu bringen, stieß das natürlich gehörig auf. Hatte mir man ein paar Tage zuvor doch erst meine Kamera entwendet.) Da der normale Rototom-Besucher sich an das Pfandsystem erst einmal gewöhnen muss, liegt es natürlich auf der Hand, dass sich auf dem Campingplatz die Pfandbecher nur so stapeln.

Mülltrennung
Doch nun zu der eigentlichen Wiedrigkeit (wobei im Grunde genommen ja eine gute Idee):
Aber mal ganz ehrlich – Mülltrennung auf einem Festival durchzusetzen, hat im Prinzip ebenso gute Erfolgsaussichten, wie auf Deutschlands Autobahnen ein allgemeines Tempo 100 einzuführen. – Nämlich gar keine.
In Anbetracht des Alrumbo-Festivals vom letzten Jahr in der Nähe von Cádiz, das unter dem Motto „Alrumbo-Green“ auftrat und sich all seinen Müll von dem Tidenhub des Atlantischen Ozeans in Meer spülen hat lassen, so dass am Ende eines jeden Tages wirklich nicht viel mehr als ein sauberer Sandstrand übrig blieb, ist das zwar eine Steigerung, die ihresgleichen sucht, aber wer von dem ganzen Festival-Orga-Team hat allen Ernstes damit gerechnet, dass der Otto-Normal-Festival-Besucher seinen Pappbecher ins Altpapier wirft und die Plastikverpackung der Bananen aus dem Consum fachgerecht in der gelben Tonne entsorgt. Vom Biomüll mal ganz zu schweigen. – Leute seid einfach froh, wenn das ganze Festivalgesindel seinen Müll überhaupt irgendwo entsorgt und nicht einfach in der Gegend herumliegen lässt. Alles andere ist wirklich vergebliche Liebesmüh. – Vor allem dann, wenn morgens die Müllabfuhr vorbeikommt und jede Tonne eh wieder mit sich selbst und allen anderen fraglichen Farben vermischt.

Eco-Park
Letztendlich ist es wohl einfach der gute Wille, den man zeigen will. – Außerdem kann man verteilt auf den Campgrounds ein paar hübsche Eco-Park Stationen aufstellen, inklusive der praktischen Müllpresse, die alles wieder vereint. Und das ist, wie wir alle wissen, ja nun mal wirklich Prestige für ein Festival, was einem sämtliche Plastikflaschen Wasser mit jener Begründung ohne Deckel verkauft, jene Deckel würden sich schlecht recyceln lassen bzw. wären von der Becher-Einsaug-Maschine (die es nicht mehr gibt) ob ihrer minimalistischen Größe einfach nicht einzusaugen.

Wasserkraft
Wie gut das man da morgens um halb 10 keine halben Sachen macht und erst einmal mit ein paar dicken, wasserbetankten Fahrzeugen aufrückt, um den Staub der letzten Nacht zu wässern. – Barcelona lässt grüßen.

1 comment

  1. Comment by Dicker Jochen

    Dicker Jochen Reply 31. August 2016 at 15:49

    Vielleicht bin ich schon zu alt für solche Festivals. Aber ich hab meinen Müll brav getrennt. Jedes einzelne Teil und in jedem Geisteszustand. Fiel mir gar nicht schwer. Vielleicht ist das bei uns Deutschen auch schon so in’s Muskelgedächtnis trainiert, dass wir das auch Mühelos mit 2 Promille ganz nebenher erledigen. 😉

Leave a reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Go top