Keep the Balance

15. August 2016

Über Dancehall-Konzerte und das Gleichgewicht im Universum

Wer sich ab und an mal auf Reggae-Festivals rumtreibt, kennt dieses Phänomen: Kann man im Club zu den Dancehall-Tunes seines präferierten Sound-Systems noch so schick abgehen, auf der Bühne hört sich diese Sparte Reggaemusik meistens an, wie einmal durch’s Klo gespült. Schließlich wünscht man sich, es wäre alles nur ein riesiges Missverständnis gewesen und die Musiker hätten es vor dem Konzert halt einfach nicht fertig gebracht, nochmal eine anständige Probe einzulegen. Haben sie aber. Selbst eine Freejazz-Session hat da zuweilen mehr Groove – und von Freejazz versteh ich nun wirklich nichts.

Nachdem nun also Michael Rose aka. Black Uhuru am ersten Abend ein seinesgleichen unvergessliches Dub-Konzert hingelegt hatte, konnte er gen Ende seiner Darbietung trotzdem nicht die Finger davon lassen, das Reggae-Universum mit ein paar wirklich grausigen Versuchen in Richtung Dancehall aus dem Gleichgewicht zu bringen.

Warum hat er das getan? Nachdem er uns doch mit so viel schöner Dub-Musik verwöhnt hatte? – Ihm blieb wohl einfach keine andere Wahl. Denn zwei Tage später bewies Morgan Heritage (und das ist wahrlich eine Premiere), dass man auch guten Dancehall auf der Bühne machen kann. Richtig guten. Ich war geradezu verzaubert. Hätte es Michael Rose zwei Tage zuvor nicht ganz klassisch verbockt, wäre wohl alles völlig aus dem Ruder gelaufen und das gesamte Festival hätte sich in ein simples Logik-Wölkchen aufgelöst. Ihm sei hiermit also von ganzem Herzen gedankt. Nur so hält sich das Reggae-Universum in der Waage und wir müssen während des Genusses eines guten Dancehall-Konzerts nicht gleich das Ende der Welt herauf beschwören.

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