Wo geht’s hier zum Zion Garden?

22. Juli 2013

Am nächsten Morgen wurden erstmal alle von der Polizei geweckt, die an den Zelten rüttelnt irgendetwas rief, was mich aber brennend wenig interessierte. Ich fand das höchstens lustig, weil sich die Jungs mit anderen Nachbarn am Abend noch darüber stritten, wer denn nun wen wecken möge, um noch rechtzeitig einen Schattenplatz auf dem Campinggelände zu ergattern. Wie sich später herausstellte war es völlig hirnrissig sich an jenem Abend den Kopf darüber zu zerbrechen: erstens, weil die Polizei das mit dem Wecken erledigen würde (bei mir hat’s natürlich nicht geklappt) und zweitens weil ich, als ich mich gegen halb 1 dann doch aus dem Zelt heraus bequemte, zu meiner minderen Überraschung feststellte, dass der Campingplatz erst gegen halb 2 öffnen würde. Zeit genug also, um noch einen kleinen Ausflug in die Stadt zu unternehmen, Geld, das Festivalticket und vor allem was zu Essen zu besorgen. Danach würde man dann in aller Seelenruhe das Zelt auf einem doch recht beschaulichen schattigen Plätzchen in der Nähe des Flusses aufbauen, was bei der Temperatur, die auf der Anzeigetafel ganz links im Bild zu erkennen ist, nicht wirklich verkehrt sein würde. Hätte ich mich ein wenig besser auf dem Campinggelände ausgekannt, hätte ich mich wahrscheinlich gleich direkt in Wald oder am Flussufer installiert.

Camping in der SonneDiese Gruppe fröhlicher Campisten hatte offensichtlich irgendwas nicht verstanden.

Brücke von untenDas ist eine Brücke, die ich ausnahmsweise mal durchquerte, anstatt sie zu überqueren. Deshalb war mir die Verkehrssituation auf ihr auch herzlich egal.

Zion Garden FestivalIch hatte also erfolgreich mein Zelt errichtet, meine Besorgungen in der Stadt gemacht und die Brücke durchquert. Was nun folgte war eine Odyssee, die für die nächsten Tage nicht enden wollte: Die Suche nach dem Weg zum Zion Garden Festival. – wohl bemerkt „OFF“ Garance und um genau zu sein den Hin- bzw. vor allem den Rückweg. Ich kann aber beruhigt behaupten, dass es mir nich allein so ging. Bereits auf dem ersten Hinweg, nachdem ich zwei dreimal im Kreis gelaufen war, hab ich ein hilflos dreinschauendes Pärchen kennengelernt, mit dem ich mich im Folgenden auf die Suche nach diesem ominösen Fest machte, das ich an anderer (früherer) stelle glaub ich schon mal etwas genauer beschrieb. Der erste Rückweg endete in der Stadtmitte, bei einer Gruppe aus Barcelona, einigen Aperos und schlussendlich bei meinen Nachbarn. Der zweite Hinweg ist nur geglückt, dank der Hilfe zweier Promogirls, die ihre Flyer wahrlich auf der Strasse verteilten (wie bei einer Schnitzeljagd), als einer die Tasche platzte. Der zweite Rückweg endete irgendwo in den Weinfeldern, gefolgt von ein zwei anderen Verlorengegangenen, die mir in der Hoffnung hinterher schlappten, ich hätte sicherlich einen Ahnung, wo ich langlaufen müsse. Zu hause angekommen, musste ich dann feststellen, dass meine Nachbarn wohl den ganzen Abend vergeblich versucht hatten dieses Pre-Festival zu finden, es aber schlussendlich aufgegeben hatten und zum Zelt zurück gekehrt sind.

Zion Garden FestivalDas Festival hatte wirklich eine beschauliche Atmosphäre, und wäre es nicht hinter diversen Wegen verborgen gewesen, hätten sicherlich noch mehr dort eingefunden. Jedenfalls wurde am ersten Abend zur Einstimmung auf die kommende Woche der jamaikanische Film „Rockers“ aus den 70ern gezeigt, den ich wirklich jedem ans Herz legen möchte, der sich gerne ein paar Rastas im Fernsehen anschaut, die wahrlich ihren Spass haben. Später gabs dann noch Pull-Up-Sound vom feinsten, angelehnt an die Tunes aus dem Film, und gegen ganz später… tja.. siehe vorherige Bildbeschreibung.

 

Weiterführender Link: https://fernerleben.de/chanaz/

Nachtrag (30. April 2016):
Nachdem das Garance Reggae Festival in den letzten Jahren aus Bagnols verbannt wurde, es in Marseille zwar willkommen war, aber wohl niemand so richtig nach Marseille wollte (so die Gerüchteküche), stellt das Zion Garden Festival heute nun mehr das einzige (soweit mir bekannt) erwähnenswerte Reggaefestival im Departement du Gard dar. Wer hätte es damals gedacht, dass sich dieses nette alternative Festival in nicht allzu ferner Zukunft gegen das kommerzielle Garance Reggae durchgesetzt hat.
Erwähnenswert ist hier sicherlich auch der Grund dafür: So hatte die Stadt Bagnols sur Cèze für das Jahr 2015 beschlossen die Subventionen für das Garance Reggae Festival zu streichen, woraufhin die Veranstalter leider auch nur schulterzuckend erwiedern konnten: „Schade. Schön wars.“ – Denn leisten konnten sie sich die Organisation des Festivals ob der immensen Miete des Geländes nun nicht mehr. Dem Zion Garden Festival war das alles herzlich egal, schließlich findet das Zion Garden auf privatem Gelände statt. Inzwischen gibt es von diesem schönen Festival sogar eine Winter-Edition. Die Frage, die sich trotzdem stellt (ich war nun auch schon einige Jahre nicht mehr in der Gegend): Ist das Zion Garden das nette, alternative Non-Profit-Festival geblieben oder erging es ihm so, wie den meisten anderen Festivals, die erwachsen werden?

Leave a reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Go top