Zugfahren ist menschlich

Tag 2 – Von Neuhofen nach Offenburg

Nicht ganz unähnlich dem Ende des ersten Tages, startete der zweite Tag recht energielos. Ein bisschen Kaffeeersatz, alias Guarana kombiniert mit einer guten Portion Mate-Tee schaffte aber schnell Abhilfe.

Michi wollte mich heute noch einige Kilometer mit dem Rad begleiten, hatte er doch seinen freien Tag. Sehr schön. Über nette Radfahrergesellschaft freue ich mich immer. Bevor es allerdings losgehen konnte, musste noch etwas Übergepäck abgeworfen werden. Ich entschied mich für eine Jeans, etwas Radfahrerlektüre und sowohl eine halbes Fläschchen Olivenöl wie auch Balsamico-Essig. Das brachte schonmal etwa 1,5 Kilo weniger auf der Waage. Am Rest war allerdings kaum zu sparen.

Ich merkte recht schnell, dass ich es am heutigen Tag wohl doch nicht mehr so einfach nach Offenburg schaffen würde. Das war ja bereits leidlich an der späten Uhrzeit erkennbar, zu der wir uns in den Sattel schwangen. Um 14 Uhr sollte man einfach jegliches Vorhaben noch am selbigen Tag die 140 km Marke zu passieren recht schnell wieder vergessen.

Genau das hab ich dann auch getan. Hatte ja eh keinen Wert. Etwas Abhilfe bei dieser Entscheidung leisteten allerdings auch Michis andauernde Pit-Stops an Tankstellen oder Biergärten. Wenn man sich damit aber erst einmal abgefunden hat und irgendwann auch kein Problem mehr darin sieht, ab Karlsruhe den Zug zu nehmen, macht der restliche Tag eigentlich sogar richtig Spaß.

Wie war das noch gleich? – Selbst die schönste Radtour beginnt so meist mit einer Zugfahrt! Genau!

In Speyer selbst fand man dann unverhoffter Weise selbst während der Widrigkeiten des leicht verspäteten, örtlichen Karneval-Umzugs einen Weg zur zentralen Domhof Brauerei, wo uns Selbstgebrautes mit reichhaltiger Essensbeilage gereicht wurde. Sogar eine Brezel konnte als Notnahrungsquelle von den Umzugswägen ergattert werden.

Michi begleitete mich bis nach Germersheim, wo ich mich im Anschluss der Aufgabe widmete, den 8 Uhr Zug in Karlsruhe noch zu kriegen. Gar kein so leichtes Unterfangen, wie ich schnell herausfand. Vor allem dann nicht wenn auf dem Weg schon wieder eine Fähre den Fluss quert.

Ende gut alles gut. Ich hab den Zug gekriegt und bin trotz der Durchsage des Schaffners, „Die Schwaben bräuchten mal wieder etwas länger (…hä? Ich bin doch schon da?!) …deswegen müsse man jetzt noch auf den Anschlusszug warten.“ pünktlich gegen 9 in Offenburg angekommen. Hätte ich das gewusst, wäre die abendliche Radfahraktion wesentliche entspannter abgelaufen.

In Offenburg wurde ich liebevoll von Samira mit einem leckeren veganen Chili empfangen, was genau meine Vorstellungen eines ordentlichen Abendessens nach der gestrigen Wurstsalat-Odyssey traf. Lange konnte ich mich aber nicht wachhalten und so bin ich nachdem sich dann auch der letzte Gast des Abends verabschiedet hatte, wie ein Stein ins Bett gefallen.

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