Tobi in der Waschmaschine

12. Oktober 2016

Von El Torcal zum Camping Parque Ardales

So ganz überraschend, wie man es sich in dieser Ecke Spaniens vielleicht vorstellt, kam es dann doch nicht: das schlechte Wetter. Wobei dies ganz klar untertrieben ist. Es war hundsmiserabel!

Lorrain bereitete mich am Vortag zwar schon mal drauf vor. Nur so recht glauben wollte ich es natürlich nicht. Er auch nicht. Seit Tagen war hier nirgends auch nur das geringste Wölkchen zu sehen. Jedes kleinste Wassertröpfchen in der Luft wurde von der Sierra Nevada magisch angezogen und blieb dann auch dort. Irgendwann gegen 14 Uhr sollte es hier heute aber so richtig losgehen. Und dagegen konnte selbst die Sierra Sierra nichts ausrichten. Also früh aufstehen.

Es klappte natürlich weder mit dem frühen Aufstehen, noch mit einer einigermaßen zuverlässigen Wettervorhersage. Als ich gegen 11 Uhr schlussendlich aufbrach, fuhr ich geradewegs in den stärksten Regen rein. Sei’s drum. Ich kann mich schließlich nicht mal entfernt daran erinnern, wann es das letzte Mal geregnet hatte. (Gut, auf der Sierra Sierra. Aber da gehört es schließlich auch dazu.)

Sich über diesen Regen jetzt aufzuregen, wäre Jammern auf höchstem Niveau. Und das tun wir wirklich oft genug. – Also Regencape auspacken und sich ob des doch so dringend benötigten Wassers ein wenig freuen. Auch wenn dies heißen würde, sich am Nachmittag mit einigen noch nie dagewesenen Problemen befassen zu müssen.

Embalse del Guadalhorce
Wenn Lorrain mir eines ans Herz gelegt hatte, dann war es wohl der Stausee rund um Ardales, die „Embalse del Guadalhorce“. „Hier könne er sich niederlassen“, so meinte er. – Kein Wunder, ist der Stausee doch für Kletterer und Paraglider nahezu ein Paradies. Und beiden Sportarten nahm er sich beherzt an.

Brandherde
Doch am heutigen Tag regnete es, nahezu unaufhörlich. Selten gab es mal eine Pause, selten eine Möglichkeit die Kamera auszupacken, selten überhaupt den Wunsch, dies zu tun. In den Feldern dampften die Feuer, die ein paar Bauern noch kurz zuvor entfacht hatten. Warum sie das bei diesem Mistwetter auch immer machten?

Das Regencape hielt mir zwar die gröbsten Wassermassen vom Leibe, meine Schuhe und die Hose bekamen trotzdem ordentlich was ab. Zudem musste ich immer wieder feststellen, dass die Tropfen, die von meiner Mütze aufs Handy tropften, einen eindeutigen Gelbstich hatten. Es war wohl nun wirklich mal an der Zeit nach 4 Monaten spanischem Staub, die Mütze zu waschen. Nass war sie ja nun eh schon. Trotzdem sollte es noch ein paar Wochen dauern, bis ich mich wirklich mal drum kümmerte.

Embalse del Guadalhorce
Der Regen begleitete mich bis zum Campingplatz und noch etwas weiter. Immerzu prasselte er, mal stärker, mal weniger stark, auf mich herab. Ich freute mich wahnsinnig auf einen heißen Kaffee in der Campingplatz-Bar. Nach meiner Ankunft stellte ich jedoch entrüstet fest, dass die Bar kein Dach hatte. So wurde aus dem Kaffee abermals eine nasse Angelegenheit.

Zelttrocknung
Es half alles nichts, auch bei schlechtem Wetter muss man sich dem üblichen Prozedere unterziehen. Immerhin lies der Regen ein wenig nach, während ich mein Zelt aufbaute. Als ich dann nach einer lauwarmen Dusche aus den Waschräumen blickte, war sogar ein kleiner Sonnenstrahl zu sehen, der aber recht schnell wieder verschwand.

Nun konnte ich mich zumindest mal dran machen, meine Sachen zu trocknen. Das Problem dabei: Viel Platz zum Trocknen gab es nicht. Und viele der Kleidungsstücke, die ich bei diesen Temperaturen heute brauchte, waren mittelmäßig bis gut durchnässt. So blieb mir nichts anderes übrig, als die alte Leier „der Mensch ist dem Menschen der beste Trockner“ erneut durchzuspielen und mich irgendwo zum Trocknen hin verzog, was bei einer Bar ohne Dach gar nicht so einfach war.

Am späteren Abend, als ich mich schon wieder etwas wohliger fühlte, folgte ich der Einladung von Ellen, einer Holländerin, mit der ich gemeinsam dem Regen entflohen war. Die Einladung bezog sich auf einen Kaffee. Kaffee ist gut. Kaffee ist warm. – Also begab ich mich auf Erkundungstour durch den Campingplatz. Irgendwo müsste ihr weißer Camper mit dem Schriftzug www.couragecamper.com schon zu finden sein.

Was sich anfangs noch hinter dem Image eines hippen Mietwagens versteckte, entpuppte sich während des Kaffees schnell als Geschäftsidee und Ellen als digitale Nomadin auf dem Weg durch Westeuropa.
Ganz genau hab ich leider nicht begriffen, worum sich ihre Geschäftsidee im Einzelnen dreht, jedoch soviel: Ellen, ehemals Business-Coach, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen, jene Angst vor langen Reisen zu nehmen, die viele davon abhält, sich ihre Lebensträumen zu verwirklichen. Wie sie das im Detail anstellt, fragt man sie am besten selbst (siehe Internetadresse ein paar Zeilen höher).

Wie es sich an diesen Abenden eben so ergab, konnte ich die abermalige Einladung zum Abendessen nur schlecht ausschlagen. Man akzeptiert schlicht und einfach die Tatsache, dass man nicht Kochen muss. Bedankt hab ich mich mit ein paar Stücken auf meiner Gitarre und abermalig einer Flasche Wein. Den Fuchs vor meinem Zelteingang zu späterer Stunde ignorierte ich schlicht.

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