First Day – Garance Reggae Festival

23. Juli 2013

Flussufer der CèzeAm nächsten Tag hatte sich die Flusslandschaft bereits einer deutlichen Wandlung unterzogen. Als ich mich gegen halb 2 etwas ausgetrocknet von der letzten Nacht auf den Weg in die Stadt machte, um mir erst mal was leckeres kühles, nasses zur Erfrischung zu kaufen, musste ich feststellen, dass außer diverser Zelte inzwischen auch allerlei Stühle, Kühlschränke, Gefriertruhen, Stromaggregate und sonstiger Krimskrams an meinen Zeltplatz der ersten Nacht herangeschleppt wurden. Und das nicht etwa im kleinen sondern im ganz GROSSEN Stil. Aber zu trinken gabs noch nix. Und so zog ich weiter Richtung Petit Epicerie Jamaique. Um daraufhin gleich weiter zum Zion Garden aufzubrechen. Unterwegs die übliche Wegesucherei. Inzwischen hatte man sich daran gewöhnt. Hauptsache was zu Trinken bei der Hand.

HeuschreckeNa wer bist du denn? – Ich will gar nicht wissen was sich alles für Geviech während des Festivals in mein Zelt verirrte. Ist ja auch kein Wunder wenn ich den ganzen Morgen aufgrund der Hitze mit sperrangelweit geöffnetem Zelteingang im Zelt herumlungere. – Das hatte mir jedenfalls bei den Nachbarn schon einen heiden Respekt eingebracht. Die fragten sich, wie ich das nur aushalte? Um genau zu sein, muss man die aufs Zeltdach brennende Sonne nur von etwa 10 Uhr morgens bis halb 1 mittags ertragen, danach hat man wieder genügend Schatten, um den restlichen Tag gemütlich voll durchzupennen. Macht also in etwa zweieinhalb Stunden Zeltsauna am Vormittag und ist garantiert nicht schlimmer als eine Sommernacht in Gambia bei Stromausfall. Zumindest fegt ab und zu ein kleiner Windhauch über den Zeltplatz.

Camping, Garance ReggaeAm dritten Tage nach meiner Ankunft in Bagnols entschied ich mich nach einem doch relativ frühen Apero mit meinen neuen Nachbarn die inzwischen fertig aufgebauten Duschen aufzusuchen. Und dies jetzt als guten Ratschlag für alle, die zwar schon auf dem Rototom in Spanien waren, mit französischen Reggaefestivals bisher aber noch nichts am Hut hatten: Lasst die Badehose beim Duschen lieber an. Man zieht nur unnötig unnötige Blicke auf sich, wenn man es nicht tut und der Festivalgemeinde seinen weissen Arsch präsentiert. Frankreich ist halt doch nicht gleich Spanien.

Nach einem nachmittäglichen kurzen Besuch auf dem Zion Graden Festival, füllte sich nun endlich auch wahrnehmbar der Zeltplatz und auch der Staub, der bisher nur faul auf dem Boden herumlungerte, fühlte sich animiert die restlichen 4 Tage damit zu verbringen, fröhlich vor eines jedem seiner Nase herumzutanzen, sodass man am nächsten Tag unverkennbar das Gefühl hatte, die halbe Festivalwiese hätte sich in seiner Nase breitgemacht.

Camping, Garance ReggaeDie einzelnen Camps waren nun auch alle herzlich geschmückt und reich mit Fahnen bestückt Die Bambusrohre, die vorher noch am Flussufer umher wucherten, wurden als Baumaterial für allerlei waghalsige und manchmal auch recht hirnrissige Schattenkonstruktionen eingesetzt. Auf jeden Fall konnte so jeder seiner Kreativität freien Lauf lassen, der sich ein etwas größeres Camp zulegen wollte. Selbst die eine oder andere Tischkonstruktion blieb nicht unversucht. Mein Favorit ist und bleibt allerdings der Bau einer Bambushöhle um das eigene Quechua Zelt herum, was besonders beeindruckte als besagtes Zelt wieder abgebaut war, die Höhle jedoch übrig blieb, und jedem klar war, das Zelt hätte man nicht wirklich gebraucht.

Eco-ToiletteSchon mal in ’n Pot mit Stroh gepisst? Ist wirklich eine feine Sache, die sich so manch anderes Festival auf der Welt von Frankreich mal abschauen könnte. Es gibt so gut wie keine Dixiklos hier. Die Pissoirs bestehen, wie man eben auf dem Bild sieht einzig und allein aus ’ner blauen Tonne, ’nem orangenen Etwas zur Eingrenzung des Zielbereichs und etwas gelbem Stroh. Es gibt auch eine tolle Regenrinnen-Konstruktion, doch die heb ich mir, weil sie eben so toll ist, noch etwas auf. Die Toiletten sind im Prinzip auch nicht viel anders, als die Pissoirs: meist luftig aus Leinentüchern gebaute, leicht erhöhte Kabinen im französischen Plumpsklo-Stil, die Tonne bleibt die gleiche, das Stroh fällt weg und die Wasserspülung wird durch eine Handvoll Sägespäne ersetzt. Das entsprechende Wort für Sägespäne auf französisch besticht übrigens vor allem durch seine Unaussprechbarkeit. (Wer jemals versucht hat ein „C“ hinter einem „S“ auf seiner Zunge unterzubringen, gefolgt von einem „I“, auf das wiederum ein „U“ folgt, welches jedoch mehr Ähnlichkeit mit einem „Ü“ hat, weiß von was ich sprech und hat ebenso wie ich, an dieser Stelle bereits seine Zunge verschluckt.) Doch das tollste an all dem: Es stinkt keinen Fatz, riecht höchsten nach Stroh oder Sägespänen mit einer kleinen Note von irgendetwas anderem und eben nicht nach erhitzter Chemiebrühe. Wenn man Glück hat empfängt einen am Eingang der Toilette auch noch das Servicepersonal höchstpersönlich mit der nicht minder intimen Frage, ob man ein grosses oder ein kleines Anliegen hätte. Beantwortet man die Frage mit ersterem, bekommt man daraufhin meistens großzügig Toilettenpapier angeboten. Fragt man nach dem Sinn des ganzen Unterfangens, und ob es da nichts besseres zu tun gäbe, Bbekommt man schlichtweg eine Gegenfrage gestellt: „Was würdest du wohl machen, wenn dir während deines Anliegens das Klopapier ausgehen würde und das Servicepersonal nicht zu gegen wäre? Hä!? Niemand reagiert dann auf deine Hilfeschreie!“ – Das sitzt. Alle Fragen beantwortet. Verabschiedet wird man danach mit der höflichen Frage, ob man mit dem Ergebnis seines Besuchs auch zufrieden sei? – Und das alles ohne Untertasse mit ein paar läpprigen Kupfermünzen drauf. Da könnte sich so manche Toilettenreinigungskraft noch ein Beispiel dran nehmen.

ZikadeWas sich nicht in mein Zelt verirrt hatte, war am Zelt des Nachbarn zu finden. So auch diese frisch geschlüpfte Zikade. Noch völlig grün und unfähig zu fliegen, hängt sie an der Zeltstange und trocknet in der Abendsonne. Weil das ganze durchaus einen zauberhaften Touch hatte, hab ich das Bild mit ein paar funkelnden Feensternen verziert, die sind mit der Zeit jedoch, ebenso wie die Zikade, verflogen.

Garnace Reggae, Cornell CampellNachdem nun alle auf dem Zeltplatz aufgeregt die Zikade bestaunt und ihre Trinkrucksäcke mit diversen Alkoholika bestückt hatten (verständlich bei 5 Euronen für die Halbe – Schweiz lässt grüßen), hab ich’s dann doch noch mit nur einem Lied Verspätung geschafft, zu Cornell Champell. Yes-i !

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